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Sehr geehrter Herr Eichel,

mit Unverständnis und mit Missfallen haben wir von Ihrem Auftritt im Circus Universal Renz, am 23. Dezember 2005 in Kassel, als Bärendompteur erfahren.
Die Presse bezeichnete Ihren Auftritt als ?bärenstark?.

Die Stiftung für Bären,

- die sich seit Jahren gegen den Missbrauch von Bären, dazu gehört auch die Haltung des...

Sehr geehrter Herr Eichel,

mit Unverständnis und mit Missfallen haben wir von Ihrem Auftritt im Circus Universal Renz, am 23. Dezember 2005 in Kassel, als Bärendompteur erfahren.
Die Presse bezeichnete Ihren Auftritt als ?bärenstark?.

Die Stiftung für Bären,

- die sich seit Jahren gegen den Missbrauch von Bären, dazu gehört auch die Haltung des Wildtieres BÄR im Zirkus, einsetzt,
- die staatliche Aufgaben erfüllt, indem sie beschlagnahmte und ausrangierte Bären aufnimmt, die aufgrund von psychischem und physischem Verschleiß unbrauchbar geworden sind und
- die ein in Deutschland derzeitig einzigartiges Refugium für solche Bären in Thüringen errichtet hat und dies auch nur mit eigenem Engagement finanzieren kann und leider keine staatliche Unterstützung bekommt,

jedoch ist entsetzt. Ein SPD-Politiker wie Sie, verehrter Herr Eichel, suggeriert mit seinem Auftritt, dass die Zirkuswelt so wie sie ist, in Ordnung sei.

Es ist bereits der zweite kritikwürdige Auftritt der SPD. Am 13. September 2003 führte die SPD in Alfeld eine Wahlveranstaltung durch. Mit von der Partie musste ein Braunbär eines Schaustellers sein. Er diente als Magnet. Freiwillig?

Diese Auftritte sind ein Widerspruch zu der Entscheidung, die unter der SPD-Bundesregierung getroffen wurde. Der Tierschutz wurde im Jahre 2002 im Grundgesetz verankert. Da heißt es u. a. im § 1:? ? Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen??

Ein zweiter guter Ansatz zu Zeiten der SPD-Bundesregierung: Im September 2003 bringt ?Ihr? Bundesland Hessen eine Initiative für ein Haltungsverbot von Elefanten, Bären und Affen im Zirkus in den Bundesrat ein. Das Thema wird an den Agrarausschuss verwiesen. Dieser verständigt sich auf ein grundsätzliches Haltungsverbot von Wildtieren. Diese Empfehlung wird wieder dem Bundesrat zur Abstimmung zugeleitet.
Der Bundesrat stimmt im Oktober 2003 mit großer Mehrheit der Empfehlung des Agrarausschusses zu. Die Bundesregierung unter SPD-Führung ist damit beauftragt, eine Rechtsverordnung für ein Haltungsverbot bestimmter Wildtierarten im Zirkus zu erarbeiten. Passiert ist allerdings nichts.

Nun haben Sie dem Bären bei Ihrem Auftritt in Kassel mit Sicherheit keine Schmerzen zugefügt, doch Sie haben mit Ihrem Auftritt das Leid unterstützt und legitimiert.
Glauben Sie tatsächlich, dass dieser Bär freiwillig im Zirkus auftritt?
Mit Sicherheit wissen Sie, dass der Bär ein Wildtier ist. Um einen Bären soweit zu bekommen, dass er sich begrabschen und stundenlang angaffen lässt, muss man ihn dressieren. Eine Dressur gelingt allerdings nur, wenn man damit in seinen ersten Lebensmonaten beginnt und das Bärchen somit viel zu früh von der Mutter trennt. Psychischer und physischer Verschleiß sind die Folgen für diese in Gefangenschaft gehaltenen Tiere schon nach wenigen Jahren.
Haben Sie die Bärenunterbringung von Herrn Renz schon einmal besichtigt? Ein aktuelles Foto vom Dezember 2005 liegt diesem Brief bei.

Im Bärenpark Worbis werden seit 1997 Bären aus Gefangenschaft auf einer
40 000 m? Natur belassenen Freianlage, die mit Spendenmitteln errichtet wurde, betreut. Es dauert sehr lange, bis die Tiere zu ihren natürlichen Instinkten zurückkehren. Ein Kunststück führt jedoch kein Bär mehr freiwillig in dieser Freianlage durch, obwohl er doch viele Jahre ?Spaß daran gehabt haben soll?!
13 Braun- und 2 Schwarzbären wurden bisher aufgenommen. Zahlreiche Anfragen von Zirkusunternehmen, Tierparks und auch staatlichen Behörden, die beschlagnahmte Bären unterbringen müssen, beweisen uns immer wieder, dass nun sogar eine Erweiterung des Bärenparks dringend notwendig ist.
Zu viele Bären müssen nach wenigen Jahren ?entsorgt? werden, weil sie die von Menschen geforderte Leistung nicht mehr erbringen. Vielleicht gehört auch ?Ihr Bär? bald zu den Antragstellern, denn 30, 35 Jahre, so lange kann ein Bär leben, wird er diesen Job nicht mehr machen können.

Es ist bedauerlich, dass solche Projekte wie der Bärenpark keine staatliche Unterstützung erhalten, denn Tierschutz ist keine Gefühlsduselei. Noch bedauerlicher ist es, dass die, die eine Unterstützung ablehnen, mit solchen Auftritten außerdem noch gegen den Tierschutz arbeiten und eine heile Welt suggerieren.
Weshalb brauchen Politiker und Prominente immer wieder Kinder oder Tiere an Ihrer Seite, um sich darzustellen?
Ihr Einsatz für den Tierschutz täte es auch.

Mit freundlichem Gruß


Rüdiger Schmiedel
Geschäftsführer
Stiftung für Bären
Posted: 2006-02-27 15:15:46

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